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Kimko: Das Kunstprofil "Intermediale Kommunikation" in Baden- Württemberg

Performance – ist das überhaupt Kunst?

„Das Leben ist ein Kunstwerk, und das Kunstwerk ist Leben.“ (1)

Emmett Williams (Performancekünstler)

Der Begriff „Performance“ steht für „Vorführung“ und „Auftritt“ – hier erkennt man schon die Nähe zum Theater. Im Gegensatz zum Theater jedoch folgt die Performance ihren eigenen Gesetzen: Hier gibt es keine einstudierten Szenen, die auf einer erhöhten Bühne aufgeführt werden. Eine Performance kann überall, zu jeder Zeit und mit jedermann stattfinden. Es ist eine einmalige und vergängliche Aktion, an Stelle eines dauerhaft existierenden Produktes. (2)

Die Anfänge der Performance als eigenständige Kunstform liegen in den späten 1960er Jahren in Amerika.  Die bekannteste Bewegung dieser Künstler war „Fluxus“ (Bed.: fließen, vergänglich), die radikalste Kunstbewegung des 20. Jahrhunderts. Bei dieser Kunstform kam es nicht auf das Kunstwerk an, sondern auf die Performance. (3)

Woran erkenne ich eine Performance?

Das wichtigste Merkmal einer Performance, ist die Aufhebung der klaren Trennung zwischen Künstler und Publikum. Die meisten Künstler geben als Grund ihrer Kunst die Auslotung und Überschreitung ihrer Grenzen an. Auch um Kopien von Nachahmern zu vermeiden, dokumentieren die Künstler ihre Performances auf Video.

Die Vergänglichkeit jeder Performance bildet ein weiteres wichtiges Merkmal. Ein Auftritt dieser Art kann überall und zu jeder Zeit stattfinden. Performancekünstler improvisieren den Ablauf ihrer Inszenierung, da sie die Reaktionen der einzelnen Zuschauer nicht voraussehen können. (4)

Man kann sagen, dass die Performance einmaliger Ausdruck einer künstlerischen Lebensweise darstellt.

Ist das überhaupt Kunst?

Die Performance als Kunstrichtung wurde, durch die Problematik ihrer Dokumentation und ihrer Vergänglichkeit, auf dem Kunstmarkt kritisch beäugt. Viele waren der Meinung, dass dies gar keine Kunst sei, da ihnen viele Performances lächerlich erscheinen. Doch heutzutage suchen Museen in aller Welt nach Performancekünstlern, mit denen sie viele neugierige Besucher in ihre Museen locken können. Sie ziehen mit ihrer Spontaneität und Unplanbarkeit viele Zuschauer in ihren Bann. (5)

Marina Abramovic – eine Künstlerin oder doch nur verrückt?

Marina Abramovic ist eine der berühmtesten Performancekünstler unserer Zeit. Sie wurde 1946 in Belgrad geboren und intressierte sich schon immer für Kunst. Ihre Karriere als große Künstlerin begann 1970, sie schuf Installationen, Videoarbeiten, Fotographien und inszenierte (Solo-)Performances. (6)

Eine ihrer berühmtesten Performances war The Artist is present, bei der sie sich im jahre 2010 Tag für Tag, drei Monate lang in einem Museum an einen Tisch setzte. Sie hielt Blickkontakt mit fremden Menschen, ohne ein Gespräch mit diesen zu führen. Mit ihren Performances testet sie ihre mentalen und körperlichen Grenzen aus. Ebenso sucht sie bei ihren Inszenierungen nach emotionaler und spiritueller Erfahrung.

„Es geht nicht um das Leiden. Es geht darum, die eigenen Ängste zu verstehen und sie zu überwinden.“ (7)

-M. Abramovic


Wenn du jetzt denkst, dass es nicht sehr schwierig ist, mit einer Person über längeren Zeitraum Blickkontakt zu halten, probiere es selbst aus und du wirst merken, dass es gar nicht so einfach ist! Setze dich also einer Person deiner Wahl gegenüber und halte mit dieser für eine Minute intensiven Augenkontakt.
Wie fühlst du dich? Kam dir die Minute lang vor?

Marina Abramovic macht sich mit ihren Performances aber nicht nur Freunde. Viele bezeichnen sie auf Grund ihrer extremen Inszenierungen als „Satanistin“ und sind alles andere als begeistert von ihrer Kunst. (8)

Performance – geprobt oder improvisiert?

1965 inszenierte eine weltbekannte Performancekünstlerin namens Yoko Ono eine interessante Performance. Sie nannte die Performance Cut Piece, bei der das Publikum mit einer Schere beliebige Stücke aus ihrer Kleidung schneiden konnte. Yoko Ono saß regungslos auf der Bühne und beobachtete die Aktionen und Reaktionen ihrer Zuschauer.

Sie performte „Cut Piece“ in Japan und in Amerika, obwohl eine Performance im eigentlichen Sinne nicht wiederholbar ist. Bei beiden Auftritten kam es dazu, dass Yoko Ono am Schluss halb nackt da saß und ihre Brust bedeckte. Sie wollte mit dieser Inszenierung eine Auflösung zwischen Opfer und Angreifer schaffen. Sie ging dafür an ihre Grenzen. (9)

Jede Performance besitzt ihre ganz eigene Message an den Zuschauer. Für Yoko Ono, die noch viele Performances inszenierte, war dies einer ihrer berühmtesten Auftritte. Sie wollte ebenso das Verhältnis zwischen männlichen und weiblichen Verhaltensweisen hervorheben, insofern diese für einander nur „Objekte“ sind. Daran erkennt man, dass jede Performance zum größten Teil improvisiert ist, da man die Reaktionen seines Publikums zu Beginn noch nicht kennt. (10)

Bild 1: Yoko Ono

Alles klar?

Die Performance ist also ein wichtiger und großer Teil der Kunst und weist immer wieder auf Grenzen, die man als Mensch nur schwer und mit viel Durchhaltevermögen überschreiten kann, hin.

Ich hoffe, dass ich dir einen kleinen, aber guten Einblick in die Welt der Performance und ihrer Künstler schaffen konnte. Was ist deine Meinung zu Performances: Kunst oder improvisiertes Theater? Schreibe deine Meinung gerne in die Kommentare!

Deine Loui (Schülerin)

Quellenangaben

(1) http://www.kunstwissen.de/fach/f-kuns/b_postm/pm01.htm, zuletzt aufgerufen am 27.03.2019.
(2) http://www.kunstwissen.de/performance.htm, zuletzt aufgerufen am 27.03.2019.
(3) https://de.wikipedia.org/wiki/Fluxus, zuletzt aufgerufen am 27.03.2019.
(4) http://deacademic.com/dic.nsf/dewiki/1091719, zuletzt aufgerufen am 27.03.2019.
(5) http://deacademic.com/dic.nsf/dewiki/1091719, zuletzt aufgerufen am 27.03.2019.
(6) https://de.wikipedia.org/wiki/Marina_Abramovi%C4%87, zuletzt aufgerufen am 27.03.2019.
(7) http://www.spiegel.de/thema/marina_abramovic/, zuletzt aufgerufen am 27.03.2019.
(8) https://de.wikipedia.org/wiki/Marina_Abramovi%C4%87, zuletzt aufgerufen am 27.03.2019.
(9) https://uk.phaidon.com/agenda/art/articles/2015/may/18/yoko-ono-s-cut-piece-explained/, zuletzt aufgerufen am 27.03.2019.
(10) http://www.medienkunstnetz.de/werke/cut-piece/, zuletzt aufgerufen am 27.03.2019.

Bildlizenzen

Beitragsbild: „The artist is present“ von Marina Abramovic

By Andrew RussethFlickr, CC BY-SA 2.0, Link

Creative Commons Lizenzvertrag
Marina Abramović, The Artist is Present, 2010 von Andrew Russeth ist lizenziert unter einer Creative Commons Namensnennung – Nicht-kommerziell – Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0 International Lizenz.
Beruht auf dem Werk unter https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Marina_Abramovi%C4%87,_The_Artist_is_Present,_2010_(2).jpg.

Bild 1: Yoko Ono

Diese Datei wird unter der Creative-Commons-Lizenz „CC0 1.0 Verzicht auf das Copyright“ zur Verfügung gestellt.
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Ein Kommentar zu “Performance – ist das überhaupt Kunst?

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